Ortsverband Sonthofen - Ulm - Stuttgart

gegründet 14.04.1981 als Ortsverband Sonthofen, am 16.07.2014 Zusammenschluß mit dem Ortsverband Ulm, seit 23.11.2016 in Patenschaft mit der FJgKp Ulm verbunden und am 13.04.2024 Zusammenschluß mit dem OV Stuttgart

Zum Wintervortrag eingeladen

Die Wintervorträge der Truppe sind im Standort Sonthofen seit ihrer Einführung 2005 Jahr für Jahr besondere Ereignisse und haben im Jahresprogramm des Ortsverbandes einen hohen Stellenwert. Nach der coronabedingten Pause wurden die Vorträge in diesem Winter wieder aufgenommen und unsere Mitglieder in den großen Vortragssaal der Schule der ABC-Abwehr u. Gesetzliche Schutzaufgaben eingeladen.
Zum Thema „Bundeswehr und Gesellschaft – Wahrnehmung und Wertschätzung im Wandel“ referierte am 22. März die Wehrbeauftragte Frau Eva Högl vor 250 interessierten Zuhörern aus dem militärischen und zivilen Bereich. Dabei u.a. im Rahmen einer Kompaniefeldwebel-Weiterbildung im Standort Sonthofen der Oberst Düpmann, Hauptmann Vetter und zehn Kompaniefeldwebel des FJgRgt 2 aus Hilden.
Begrüßt und vorgestellt als Anwältin der Soldaten wurde Frau Eva Högl durch den Schulkommandeur Oberst Tim Richardt. Der Standort selber ist der Wehrbeauftragten nicht neu, hat sie ihn doch erst im Vergangenen Dezember im Rahmen ihrer dreitägigen Bayerntour besucht und sich in Gesprächsrunden mit dem Stammpersonal sowie der Besichtigung der GOB-Kaserne ein Bild von der Situation in Sonthofen gemacht hat.


                                   Oberst Tim Richardt begrüßte die Wehrbeauftragte Eva Högl

So vorgestellt kam die Wehrbeauftragte recht schnell zum Kern ihres Referates, dem „freundlichen Desinteresse“, mit dem die Deutschen der Bundeswehr begegnen. Zu dem, was sie bei ihren 100 jährlichen Besuchen bei der Truppe sowohl im personellen und materiellem als auch infrastrukturellem Bereich zu hören und sehen bekommt. Im Grunde genommen sei das aber alles nicht neu, hätten doch bereits zwölf Vorgänger im Amt über die Jahre immer wieder gleiches berichtet. So kritisierte sie auch das Ministerium und die Verteidigungspolitik der vergangenen Jahre. Heute habe die Bundeswehr von allem zu wenig und es bestehen große Mängel in allen Bereichen. In der Truppe haben die Defizite nach der Zeitenwende-Rede des Kanzlers sogar noch zugenommen. Denn Waffen und Munition, die an die Ukraine gingen, wurden nicht ersetzt. Die Rolle der Bundeswehr und ihre Fähigkeiten müssen diskutiert werden, auch kontrovers. So kennt die jüngere Generation sie nicht mehr: Die runden “Panzerschilder“, die einst vor nahezu jeder Brücke standen und die “Military Load Class“, die militärische Lastenklasse, angaben. Zahlen und Symbole zeigten, bis zu welchem Gewicht Militärfahrzeuge passieren konnten. Etwa 30 Jahre lang wurden sie ab 1960 aufgestellt, seit 1990 verschwanden sie aus dem Straßenbild. Die gelben Schilder stehen damit auch für die gesellschaftliche Debatte über Krieg und Militär in Deutschland.
Dem Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion mit zahlreichen Wortmeldungen, Fragen aber auch Beiträgen an. So u.a. zur fehlenden Wertschätzung und Unterstützung und dem schwindenden Vertrauen gegenüber den Verantwortlichen für die Parlamentsarmee. Der guten Ausbildung folge nicht selten der spätere Frust mangels Materials und Möglichkeiten, so auch bei den Reservedienstleistenden. Die Bundesrepublik brauche ein neues Bewusstsein für das Militärische. Oberst Richardt schloss die Diskussion mit dem Dank für den Vortrag und einer Einladung der Wehrbeauftragten Frau Eva Högl zum Frühlingsball 2025 in dem dann renovierten Großen Saal der GOB-Kaserne.
Wir aber trafen uns im Anschluss mit dem Kameradenkreis in den Räumen der Betreuungsgesellschaft der Jägerkaserne zu guten Gesprächen in später Stunde, da selbst Günther von Ameln in Wittlich der Einladung gefolgt zum Vortrag nach Sonthofen angereist war. Sprachen auch über das nächste Vorhaben am Standort, zu dem wir bereits eingeladen wurden: Dem öffentlichen feierlichen Gelöbnis auf dem Oberen Markt in Sonthofen, bei dem im Rahmen der 25. Information der Streitkräftebasis rund 40 Teilnehmer ihren Diensteid ablegen werden.
Text: Karl-Heinz Kreutz
Bild: Josef Gutsmiedl