Gründungsmitglied, Urgestein und wahrer Kamerad: Paul Boos, 1931 -  2024

Der Schock und die Trauer waren sehr groß im Ortsverband Sonthofen-Ulm-Stuttgart, als wir erfuhren, dass unser Gründungsmitglied Paul Boos am 19.07.2024 verstorben ist. Mit Mitgliedsnummer 19 war Paule (wie ihn seine Freunde nannten) unserer Kameradschaft stets in jeder Hinsicht aktiv verbunden: Es war ihm vergönnt, selbst als 92-Jähriger noch geistig und körperlich total fit zu sein und so war es ihm Ehre und Verpflichtung, sich im April 2024 erneut in den Vorstand unseres Ortsverbandes wählen zu lassen (1991 – 2007 war er bereits 2. Vorsitzender und ab 2008 fungierte er als Beisitzer). Zu fast jeder Vorstandssitzung war er anwesend und brachte seine Erfahrungen und wertvollen Ideen ein. Und nicht nur das: Die vor wenigen Jahren erneut begonnenen OV-Veranstaltungen „Wein-Probe & -Wissen“ (jeden Frühjahr und Herbst) sowie das jährliche „Hubertusschießen“ wurden auf seine Initiative hin wieder zum Leben erweckt und von ihm selbst mit Stolz und Liebe zum Detail organisiert – die überaus hohen Teilnehmerzahlen waren auch ihm und seiner munteren und unterhaltsamen Art zu verdanken.

Paul Boos im August 2021 anlässlich der Ehrung für 40 Jahre Mitgliedschaft durch den OV-Vorsitzenden Dieter Haubrock

Er war darüber hinaus ab 2011 Organisator des „Gelben Bandes der Solidarität“ in Sonthofen und er hat jede Gelegenheit / Veranstaltung genutzt, um mit seiner Ehefrau Erika und / oder Kameraden auf den Soldatenberuf und seine besonderen Herausforderungen hinzuweisen. Wenn Paule eine eigene, ihm wichtige Meinung zu bestimmten soldatischen aber auch gesellschaftlichen Themen hatte (und das hatte er als politisch / gesellschaftlich Interessierter sehr oft), hat er seine Stimme erhoben: Sei es, als vor wenigen Jahren unsere Feldjägertruppe zum Thema „Suum Cuique“ kritisch herausgefordert war oder zu aktuellen Entwicklungen als regelmäßiger Leserbrief-Schreiber in den Oberallgäuer Medien. Viele Sonthofer, Bürgermeister, Stadträte und sonstige Personen des öffentlichen Lebens kannten und schätzten ihn.

                                                             Weinkenner und -genießer

Sport war Paule wichtig – je aktiver, desto besser: Die wöchentliche Seniorengymnastik im Kreise Gleichgesinnter endeten regelmäßig mit einem Bier oder Wein bei guten Gesprächen. Seine ausgedehnten Rennrad-Touren führten ihn durchs ganze Oberallgäu (mindestens 3x pro Woche, 50-60km waren pro Tour keine Seltenheit und Wetter spielte keine Rolle, denn dafür gab es passende Kleidung). Kameradschaft, Freundschaft und gegenseitige Hilfe waren ihm genauso wichtig: Er war stets zur Stelle, wenn Menschen in seinem Lebensumfeld von Problemen, Krankheit, Todesfällen betroffen waren oder anderweitig Hilfe benötigten. Er war dann sehr gerne der Kümmerer, der Helfer, der Vermittler und Organisator – und das, so lange und intensiv als nötig. Empathie und Paul Boos waren zwei Synonyme.

                                         Mit 90 Jahren noch auf den Mont Ventoux in Frankreich

Am 19.07.2024 unternahm Paule seine letzte Rennrad-Tour, er erlitt dabei einen Herzinfarkt und verstarb unmittelbar. Nicht wenige seiner engsten Freunde nannten dies mit Hochachtung „Paule’s Lieblings-Tod“, denn er starb bei der Ausübung seines Lieblingssports und wurde aus dem Leben abberufen, bevor ihn körperliche oder geistige Gebrechen hätten beeinträchtigen können. Wie sehr er geachtet, geschätzt und gemocht wurde, war bei der Trauerfeier am 06.09.2024 im Casino der Jägerkaserne am Standort Sonthofen überdeutlich: Mehr als 70 geladene Trauergäste waren gekommen, um zunächst der eindrucksvollen Trauerrede von Harald Voigt (im Namen der ganzen Familie Boos / Vogel) beizuwohnen. Als enger Freund von Paule, ließ anschließend der Unterzeichner mit zahlreichen Bildern und Erinnerungen die letzten Jahre Revue passieren – und alle Anwesenden nahmen hohen Anteil: Lachend, weinend, nachdenklich. Kein Auge blieb trocken, als zum Schluss der Trauerfeier (es gab keine Beerdigungszeremonie, da Paul Boos sich eine anonyme Bestattung gewünscht hatte) ein soldatischer Trompeter „Ich hatt‘ einen Kameraden“ spielte. Ganz wie Paule es sich gewünscht hatte, saßen die Gäste anschließend bei einem Essen und so mancher Flasche seines geliebten Weines noch länger zusammen – auch um zahlreiche Erinnerungen an Paule und gemeinsame Aktivitäten auszutauschen.
Der Vorstand und die Mitglieder des OV Sonthofen-Ulm-Stuttgart, seine Freunde und engen (Sport)Kameraden werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren – der Vorstand hat daher beschlossen, beim traditionellen Hubertusschießen künftig den Paul-Boos-Wanderpokal auszuschießen. Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Familienangehörigen.
Paule, wir alle vermissen Dich!
Text u. Bilder: Günther Brenner